Die Angst ist in diesem Roman allgegenwärtig. Und haben die Bewohner dieser unheilvollen Orte nicht allen Grund sich zu fürchten? Um sie herum herrschen bürgerkriegsähnliche Zustände. Überfälle und Sabotageakte sind an der Tagesordnung, die staatliche Ordnung wird mit jedem Tag brüchiger. Juan S. Guses »Lärm und Wälder« erzählt von einer Welt, in welcher der Ausnahmezustand längst zur Normalität geworden ist, wo Furcht und Paranoia ständige Begleiter sind. Es ist eine Welt am Abgrund, in der sich das saturierte Bürgertum hinter meterhohen Mauern und Stacheldrahtzäune verschanzt, bewacht von der Polizei und privaten Sicherheitsdiensten. Aus Angst vor denen, die nichts haben, haben sich die Besitzenden mit ihrem ganzen Hab und Gut an die letzten vermeintlich sicheren Orte zurückgezogen. Doch die Einschläge kommen immer näher. Weiterlesen
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Apokalypse für vier
Treffen sich vier Menschen in einer lausigen Flughafenbar: Karen ist Mutter einer Tochter im Teenageralter, alleinstehend und wünscht sich nichts sehnlicher als einen Mann an ihrer Seite. Dem Internet sei Dank lernt sie Warren kennen und fliegt für ihn sogar bis ans andere Ende des Kontinents. Doch der erhoffte Traumtyp entpuppt sich als »Kampfzwerg mit einer Fliegersonnenbrille, die ihn wie einen Serientriebtäter aussehen lässt«. Da hat Barkeeper Rick schon bessere Chancen, obwohl auch er keine Musterbiographie vorzuweisen hat. Nach verschiedensten Rückschlägen und Niederlagen lässt er vom Alkohol vorübergehend die Finger und erwartet Rettung von Leslie Freemont, der seinen deprimierten Klienten für tausende Dollar ein so genanntes »Power Dynamics Seminar System« andreht. Weiterlesen
Oh Nein! Meine Bienen!
Summ, summ, summ,
Bienchen summ herum.
Kaum ein Roman auf der Frankfurter Buchmesse 2014 dürfte diesem altbekannten Kinderlied mehr entsprochen als das bei Klett-Cotta erschienene »Die Bienen« von Laline Paull, und das, ganz ohne ein Kinderbuch zu sein. Auch wenn eine Kurzversion des Plots Ähnlichkeiten mit Steve Parkers »Tagebuch einer Ameise« aufzuweisen scheint, so verbirgt sich doch viel mehr hinter der Geschichte von Flora 717. Diese ist eine Arbeiterbiene der unteren Kaste in einem Bienenvolk, dessen Stock in einem sommerlichen Obstgarten steht. Als sie schlüpft, heftet sich der Blick des Lesers an sie und verfolgt sie von nun an, während sie sich den Alltag ihrer Schwestern eingliedert. An dieser Stelle könnte das Buch bereits mit den klassischen »Und wenn sie nicht gestorben ist…«-Phrase enden. Tut es aber nicht, denn das Leben einer Biene ist bei weitem turbulenter, als man es vielleicht annehmen mag, besonders das von Flora 717. Ihr geschehen ohne Unterbrechung die wunderlichsten Dinge und schließlich beginnt sie auch noch, Eier zu legen. Im Bienenstock gerät die Welt aus den Fugen… Weiterlesen
Totalitarismus zum Wohle der Menschheit!
Der Roman „The Circle“ von Dave Eggers, nun auf Deutsch bei Kiepenheuer & Witsch erschienen, zeichnet eine dystopische Zukunft unseres digitalen Zeitalters. »The Circle« ist Eggers wütender Aufschrei gegen das blinde Vertrauen in den technischen Fortschritt. Eine Warnung vor einem Google-Facebook-Amazon-Monopol, das womöglich einen zu hohen Preis für ein komfortableres Leben fordert. Ein Aufruf, damit wir uns jetzt empören, bevor der digitale Kreis uns endgültig umschließt.
»Privatsphäre ist Diebstahl« ist eines der Dogmen des Super-Konzerns The Circle, geleitet von drei Mächten: Dem verborgenen IT-Crack, dem erfolgsorientierten Manager und dem sympathischen Gesicht der Firma. Einem Dreieck der Macht, das alle Feinde aus dem Weg räumt und unerbittlich ein Ziel verfolgt: Die Vervollständigung des Kreises und damit die Korrosion aller politischen, wirtschaftlichen und privaten Geheimnisse. Dabei ganz von dem Glauben besessen, dass nur unter Beobachtung der Mensch sich von seiner besten Seite zeige. Weiterlesen
Dem Puppenzauber erlegen
Großbritannien im Jahr 2071: In London grassiert ein Nano-Virus, der unschuldige junge Mädchen in vampireske Cyborgs verwandelt, so genannte »Puppen«, deren Reizen die Männer reihum verfallen. »Puppen-Junkies« lautet die abfällige Bezeichnung für jene »Verräter an der Rasse«, die sich mit den »toten Mädchen« einlassen und den Virus dadurch weiter verbreiten. Aus Angst um den Fortbestand der Spezies Mensch formiert sich eine fanatische »Reinheitsfront«, die schon bald von der unter Zwang angewandten »medizinischen Behandlung« der »toten Mädchen« zum eiskalt geplanten und ausgeführten Mord übergeht. Doch es regt sich Widerstand, denn die »Puppen« wollen sich dem grausamen Schicksal, dass die Menschen ihnen zugedacht haben, nicht kampflos ergeben, zumal ihre Verwandlung sie mit enormen Kräften und übermenschlichen Fähigkeiten ausstattet. Eine hungrige Vagina dentata ist da noch die geringste Gefahr für die vornehmlich männliche Menschenwelt. Weiterlesen