Zum stolzen 39. Mal geht es in Klagenfurt um 25.000 Euro. Oder besser: um die Krönung zum Bachmannpreis-Preisträger. Dabei ist nicht nur das Alter dieser Veranstaltung beachtenswert, sondern auch das Wie. Vier Tage werden hier unveröffentlichte Texte von 14 Teilnehmern gelesen, die Reihenfolge gelost und direkt durch eine Jury kommentiert. Dieses Feedback ist aber bisher etwas verhalten ausgefallen. Auf Katerina Plodajans Text »Es ist weit bis Marseille«, in dem eine Frau nach dem Tod ihres Mannes mit einem Fremden ins Bett geht, folgte ein »Das ist zu viel für ein bisschen Sex.«, vom neuem Jury-Vorsitzenden Hubert Winkels. Auf Saskia Henning von Langes Text »Hierbleiben« − hier flieht der Protagonist vor der Schwangerschaft seiner Partnerin − sah Winkels »eine Tendenz zur Langeweile« und seine Kollegin Hildegard Elisabeth Keller nahm ihr den »Exodus eines Schwangerschaftfeindes« schlichtweg nicht ab.
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Einer von den Guten
Erstmals für größeres Aufsehen sorgte er mit der Erzählung »Diesseits des Van-Allen-Gürtels«, die 2004 beim Wettlesen in Klagenfurt überraschend mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde. Es folgte der Bestseller »Tschick« über zwei Jugendliche, die sich in einem alten Lada aufmachen zu einer Reise durch die ostdeutsche Provinz. Zuletzt erschien der furiose Agenten-Roman »Sand« und gewann prompt den Preis der Leipziger Buchmesse 2012.
Mit Wolfgang Herrndorf verliert die deutschsprachige Gegenwartsliteratur zweifellos eine ihrer interessantesten und besten Stimmen. Nicht auszudenken, was du noch hätte kommen können. Aber es hat nicht sollen sein. Darum sagen wir ganz still und leise danke – für die schönen Stunden mit »Tschick« und mit »Sand«.
Literarische Anatomie
Der Bachmann-Preis 2013 ist vorbei, schauen wir vor der Sommerpause doch noch einmal schnell in die Gewinnerin von 2012 hinein. Schon beim Titel hat man die leichte Vorahnung, dass es eher eine abstrakte Angelegenheit wird, und damit liegt man auch nicht falsch. Aber um das Schlüsselbein von Mörike geht es wirklich. Versprochen. Weiterlesen
Gut gelesen
Wir gratulieren Olga Martynowa zum Gewinn des diesjährigen Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs. Die in Frankfurt lebende russische Schriftstellerin überzeugte die wortgewaltige Jury mit ihrem Text »Ich werde sagen: „Hi!“«.
Die Erzählung beschreibt eine Kindheit, »die endet, als eine kreative Rationalität beginnt: Ein junger Mann entdeckt, wie sich das erzählen lässt – und weil Olga Martynova eine große Schriftstellerin ist, entdeckt sie das in ihrem Text mit ihm«, so Juror Paul Jandl in seiner Laudatio.
»Ich werde sagen: „Hi!“« kann man hier nachlesen.
Unser Favorit Andreas Stichmann ging leider leer aus. Wir sind uns aber sicher: Sein Roman »Das große Leuchten« (7. September bei Rowohlt) wird für Furore sorgen.