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Was hat uns in 2015 begeistert, berührt oder verstört? Was hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen? Eine kleine Auswahl – subjektiv und ohne Anspruch auf Vollständigkeit. 

J.J. Abrams und Doug Dorst: »S. – Das Schiff des Theseus«
J.J Abrahms ist nicht nur Regisseur des neuen Star Wars-Films, zusammen mit Doug Dorst versetzt er in »S. – Das Schiff des Theseus« Seh- und Lese-Konventionen. Im vergessen geglaubten Buch des obskuren V.M. Straka stecken Jen und Erics Kritzeleien, Ansammlungen von Postkarten und Beweise einer detektivischen, experimentell erzählten Spurensuche.
Yana Prinsloo

T.C. Boyle: »Hart auf Hart«
Ein neues Jahr, ein neuer Boyle: Auch 2015 konnte der amerikanische Vielschreiber wieder überzeugen, denn »Hart auf Hart« kombiniert bereits gewohnte Versatzstücke mit neuen Motiven. In der klassischen Schärfe wird die Geschichte zweier Aussteiger und deren Liquidierung durch die Gesellschaft geschildert, jedoch ohne, dass das Erzählte zu plakativ gerät. Ein zeitloses Werk, heutzutage mit mehr Aktualitätsbezug denn je. Mehr…
Emil Fadel

Dietmar Dath: »Venus siegt«
Science-Fiction und Kommunismus. Noch Fragen?
Markus Huber

Richard Ford: »Frank«
Der letzte große Auftritt von Frank Bascombe: Richard Ford lässt seinen greisen Helden in »Frank« zum letzten Mal über die Welt nachdenken. Der Hurrikan Sandy hat just New Jersey platt gemacht, Amerika leckt seine Wunden. Der Sound der vier Novellen ist melancholisch, der Abschied unausweichlich. Bascombe zieht Bilanz, die Ruinen des Lebens werden betrachtet. John Updike wäre Fan.
Christian Preußer

Juan S. Guse: »Lärm und Wälder«
Angst, Hass, Bunkerbau: Juan S. Guse entwirft in seinem schmalen Debütroman »Lärm und Wälder« eine hysterische Welt. Wo einst südamerikanische Sumpflandschaft war, thronen nun klimatisierte Vorstadtvillen. Der Sicherheitsdienst zieht seine Runden durch die sauberen Straßen, kann jedoch nicht verhindern, dass Nachrichten vom aufbegehrenden Mob in die Siedlung dringen. Verfolgungswahn an jeder Ecke. Mehr…
Christian Preußer

Heinz Helle: »Eigentlich müssten wir tanzen«
Heinz Helles eiskalter Apokalypse-Jetzt-Roman »Eigentlich müssten wir tanzen« haut rein: Eine Horde junger Männer trifft sich zu einem Besäufnis in einer abgelegenen Alpen-Hütte. Als sie am nächsten Morgen den Heimweg antreten, ist die Menschheit ausgestorben. Niemand ist mehr da. In 69 Minikapiteln fragt Helle, was das Menschliche am Menschen ist. Verstörend, packend.
Christian Preußer

Atsushi Kaneko: »Wet Moon«
Gerade noch rechtzeitig zu Weihnachten erschien der zweite Band von Atsushi Kanekos preisgekrönter Manga-Reihe »Wet Moon«. Der erste Band aus dem Hause Carlsen vereint in meisterlicher Geste fernöstliche Motive mit der Atmosphäre der Hardboiled- und Noir-Filmwelt. Bis der dritte Band erscheint, wird es zwar noch etwas dauern, aber das Warten lohnt sich. Mehr…
Emil Fadel

Jakob Nolte: »ALFF«
An einer nordamerikanischen Highschool ereignet sich eine brutale Mordserie, zwei Schüler revolutionieren mit ihrer Band »La Deutsche Vita« die Popmusik, Romane tragen Titel wie »Brokkoli 2« und Menschen verwandeln sich zu Stein. Was dieser kurze Roman voller skurriler Einfälle und Ideen so eben mal locker und ungezwungen aus der Hüfte schießt, ist große Literatur – und ein großer Spaß.
Markus Huber

Ulrich Peltzer: »Das bessere Leben«
Entgegen anderslautender Gerüchte hat Ulrich Peltzer kein Buch über »die Wirtschaft« geschrieben und »unlesbar« empfinden »Das bessere Leben« wohl auch nur diejenigen, die noch nie mit den Schreibweisen der literarischen Moderne in Berührung gekommen sind. Alle anderen goutieren einen ambitionierten Roman, der dem Nachhall verlorener Hoffnungen und abhandengekommener Utopien in unserer grauen Gegenwart nachspürt.
Markus Huber

Marcel Reich-Ranicki: »Meine deutsche Literatur seit 1945«
Auch vom verstorbenen »Literaturpapst« Marcel Reich-Ranicki gab es dieses Jahr wieder ein neues Buch: Der von Thomas Anz herausgegebene Band versammelt die besten Rezensionen und Essays des großen Kritikers. Doch dahinter versteckt sich mehr, als man vielleicht vom ewig schimpfenden Titan in Erinnerung hat. Auch (oder gerade) für Reich-Ranicki-Gegner eine Empfehlung. Mehr…
Emil Fadel

James Tiptree Jr.: »Liebe ist der Plan«
James Tiptree Jr. alias Alice B. Shedon zählt zu den Klassikern des Science-Fiction. Seit 2013 veröffentlich der österreichische Verlag Septime ihre Erzählungen in 7 Bänden. »Liebe ist der Plan« ist der letzte Band dieses Opus. Was er zeigt: die Gnadenlosigkeit der Autorin und ihre avantgardistische Denkweise.
Yana Prinsloo

Frank Witzel: »Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969«
»Die Erfindung« ist definitiv kein historischer Roman. Vielmehr ist der fragmentarische Koloss des Deutschen Buchpreis-Trägers Frank Witzel eine grandiose Poetologie über das Innengefühl der 80er, das Schweigen und ein Oszillieren zwischen Normalität und Wahnsinn. Mehr…
Yana Prinsloo

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