Auch wenn die letzten Schokoladenhasen vielleicht noch übrig geblieben sind, Ostern ist schon eine Weile her. Das soll für uns aber kein Grund sein, Büchern, in denen Hasen vorkommen, erst im nächsten Jahr wieder Beachtung zu schenken. Erst recht dann nicht, wenn sie so genial sind wie das der englischen Künstlerin Philippa Leathers. »Schwarzhase«, so heißt ihr (erstes!) Bilderbuch, und ein Hase spielt, wer hätte es gedacht, die Hauptrolle. Das klingt zunächst einmal banal und Hasen(bilder)bücher gibt es viele, auch aus England: Beatrix Potters »Peter Hase«, den Klassiker »Die Häschenschule« hierzulande oder Helme Heines »Hase mit der roten Nase«, um nur einige von ihnen zu nennen. Aber »Schwarzhase« ist anders.

Das Spiel beginnt schon auf dem Cover. Man sieht einen sehr kleinen, ausgesprochen putzigen, weißen Hasen mit rosafarbenen Wangen und einen großen, schwarzen Hasen. Und auch der Titel lässt vermuten, dass wir es vielleicht mit zwei Hasen zu tun haben? Das jedenfalls glaubt Hase, der Protagonist der Geschichte.

Er wacht eines Morgens auf und hat ein Problem. Schwarzhase. Schwarzhase verfolgt ihn auf Schritt und Tritt und es will ihm einfach nicht gelingen, ihn abzuschütteln. Erst im tiefen dunklen Wald wird er seinen Verfolger los. Doch Hase ist keine Pause vergönnt, es lauert schon die nächste Gefahr. Nicht etwa in Form von Schwarzhase, nein, es ist ein altbekannter (Kinderbuch)Bösewicht, der ihn bedroht – der (böse) Wolf. Hase, der sich gerade noch mit einer Karotte gestärkt hatte, rennt um sein Leben, der Wolf hinter ihm her. Kaum sind die beiden aus dem Wald herausgekommen, stolpert Hase und rechnet, die Augen zusammengekniffen, mit seinem Ende:

Er rappelte sich hoch, doch es war zu spät.

Hase kniff die Augen zusammen.

Gleich würde der Wolf nach ihm schnappen …

Aber nichts geschah.

Denn dort, im hellen Sonnenlicht,

stand Schwarzhase!

Zu sehen wie sich in dieser Szene der, der eben noch überlegener Verfolger war, in eine äußerst verstörte und erschrockene Erscheinung verwandelt, die der (erst auf der nächsten Seite abgebildeten) Gefahr langsam mit dem Oberkörper zurückweichend ins Auge blickt und schließlich schnellstmöglich das Weite sucht, ist äußerst vergnüglich. Und auch Hase scheint nach diesem Ereignis seinen Frieden mit »Schwarzhase« geschlossen zu haben…

Philippa Leathers: Schwarzhase. Aus dem Englischen von Salah Naoura. Gabriel Verlag: Stuttgart 2013.

 

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.