Wer ist Richard Yates? Richard Yates ist einer dieser Autoren, bei denen jeder Literaturwissenschaftler immer sofort verständig mit dem Kopf nickt – von dem trotzdem alle nur ein Werk kennen. In diesem Fall »Zeiten des Aufruhrs«, Yates‘ ersten Roman von 1961. Danach war es still geworden um ihn und als er 1992 starb, fanden sich nur noch wenige Geschichten von ihm in den Buchhandlungen. Erst vor einigen Jahren fand Richard Yates einen Weg zurück in die Herzen der Menschen und sogar bis nach Deutschland: Seit 2002 erscheinen seine Romane und Kurzgeschichten bei der Deutschen Verlags-Anstalt. Weiterlesen

Zuhause ist es immer noch am schrecklichsten. Da geht man über die Straße und wird gegrüßt von einem, den man doch eigentlich gar nicht mehr kennen will. Der Nachbar wünscht einen guten Tag, doch weiß man: gerade eben hat er hinter verschlossener Tür seine Frau angeschrien. Und am schlimmsten: die eigenen Geheimnisse stehen für alle sichtbar auf der gerunzelten Stirn geschrieben.

Sherwood Anderson hat über die kleinen privaten Geheimnisse, Schrecklichkeiten, Abgründe ein Buch geschrieben, das vielleicht schönste Buch, das während des ersten Weltkriegs verfasst wurde. »Winesburg, Ohio« heißt dieses Portrait einer Kleinstadt im nördlichen Nirgendwo Amerikas und dort, in diesem fiktiven Ort, spielt sich auch das Geschehen ab: Junge Männer hadern mit ihrer Zukunft, die Alten versinken in Depressionen, die Frauen sind vergrämt und ein quirliger Reporter der Lokalzeitung »Winesburg Eagle« bringt sie alle zusammen. Mit dem Progressivismus und kurz vor dem Beginn der Industrialisierung verlieren die Menschen die Nerven und den Sinn für die Traditionen des Landlebens. Die Stadt lockt mit Versprechungen, doch wer wagt schon den ersten Schritt ins Neue? Weiterlesen