PILEr hat – obwohl millionenfach verkauft – eine schwierige Position im deutschen Buchmarkt, seine Thematik wird gleichermaßen extrem abgelehnt wie frenetisch verteidigt. Die Rede ist nicht etwa von Günther Grass, sondern vom Manga, eben jenem Genre, das seit ungefähr zwei Jahrzehnten auch in Deutschland einen kometenhaften Aufstieg erfuhr.
Obgleich der am stärksten wachsende Sektor des deutschen Buchmarktes wird den japanischen Comic-Büchern von Nicht-Otakus (Otaku: japanische Bezeichnung für Hardcore-Fans) immer noch kaum Beachtung geschenkt, von Meilensteinen wie „Barfuß durch Hiroshima“ oder „Akira“ einmal abgesehen. Auf der Gegenseite scheint sich die Hauptzielgruppe des Mangas auch weniger für andere Literatur oder sonstige Popkultur zu interessieren, ein Phänomen, das man jedes Jahr auf den Buchmessen beobachten kann. Immer wieder werden Versuche unternommen, die beiden Welten zu verbinden, nun erscheint im Carlsen-Verlag ein Buch, dass die Karten neu verteilen könnte. Weiterlesen

Definitiv nicht am Samstag: Buchmesse, fast ganz ohne Menschen.
Definitiv nicht am Samstag: Buchmesse, fast ganz ohne Menschen.

Nach der Party der Independents am Freitagabend im Literaturhaus, wo auch der Hauptpreis der »Hotlist« vergeben wurde, geht es am Samstag mäßig verkatert Richtung Buchmesse. Kaum sind die üblichen Hindernisse (RMW, VGF, immerhin beträgt die Verspätung nur dreißig Minuten) überwunden, zeigt sich schon, dass es mit der Ruhe und Beschaulichkeit endgültig vorbei ist. Samstag ist der erste Besuchertag, und viele nutzen die Gelegenheit zum Erkunden und Stöbern. Auf den Gängen und besonders in den Hallen tummeln sich wahre Menschenmassen, so dass kaum ein Durchkommen ist. Mehr Andrang herrschte wohl nur am Mittwoch bei Arnold Schwarzenegger, als der sein neues persönliches Drei-Schritte-Programm (»Terminator« – »Governator« – »Educator«) vorstellen durfte.

Matthias Matussek haben wir aber leider nicht getroffen.

12.00 Uhr: Milena Michiko Flašar liest aus »Ich nannte ihn Krawatte«, das Publikum hört gebannt zu. Es ist immer wieder erstaunlich, wie ein ohnehin schon guter Text zusätzlich an Reiz gewinnt, sobald er nur richtig gelesen wird. Und richtig heißt soviel wie: adäquat, der Stimmung des Textes und seiner sprachlichen Gestaltung angemessen. Diktion, Phrasierung, hier passt einfach alles. Gibt‘s schon ein Hörbuch?

13.00 Uhr: Interview mit Milena Michiko Flašar. Wird hier in Kürze zu lesen sein!

Menschen

In einem Pavillon im Innenhof signiert irgendein skandinavischer Krimiautor (vielleicht Thomas Steinfeld) seine Bücher. Vor dem Pavillon ist eine rund fünfzig Meter lange Schlange, viel länger als vor den wenigen Fressbuden. Vielleicht liegt das daran, dass vornehmlich ältere Messebesucher sich mit einem solchen Eifer auf das rare Gratisessen in den Hallen stürzen, dass man den unwillkürlich Eindruck bekommt, es wäre die letzte Mahlzeit vor der Apocalypse.

Mehr Menschen

Auch in diesem Jahr war die Frankfurter Buchmesse Treffpunkt vieler Cosplayer. Das sind überwiegend junge Menschen, die »einen Charakter – aus Manga, Anime, Computerspiel oder Film – durch Kostüm und Verhalten möglichst originalgetreu darstellen«. Scheint ihnen Spaß zu machen, ist aber für Außenstehende weder besonders spektakulär noch ein Grund zur Ärgernis. Davon abgesehen wird Frankfurt das ganze Jahr über von Menschen in lustiger Verkleidung heimgesucht (Banker, Eintracht-Fans, Studenten).

Der zweitliebste Österreicher des Tages nach Milena Michiko Flašar ist der Mann vom Septime Verlag. Dem Wiener Dialekt möchte man den ganzen Tag lauschen, auch wenn für ungeübte Ohren bei weitem nicht alles verständlich ist. Macht aber nichts, entscheidend sind Charme und Herzlichkeit. Außerdem ist da noch das tolle Verlagsprogramm. Unbedingt merken.

Später Nachmittag, die Kräfte lassen nach. Wir sagen Adieu! Es war sehr schön, bis zur Buchmesse 2013.

Von Außen sehen die Messehallen auch ganz schön aus.