Franziska Vorhagen und Emil Fadel warten auf Klett-Cotta

Wenn auf einmal hunderttausende Menschen aus aller Welt zusammenströmen, um sich mit Büchern zu befassen, dann dreht es sich entweder um Mitternachtsverkäufe und Zauberschulen, oder die Frankfurter Buchmesse hat wieder ihre Pforten geöffnet. Derselbe Ort, derselbe Wahnsinn, ein neues Jahr: Auf mehreren tausend Quadratmetern Ausstellungsfläche konnte man wieder alles betrachten, was einem Verlage, Druckereien und sonstige Aussteller feilboten. 2012 war das Octopus-Magazin an jedem Messetag vor Ort, um dem geneigten Leser ein möglichst akkurates Bild von den diesjährigen Höhen, Tiefen und Überraschungen zu vermitteln.

Den Auftakt bildeten – wie jedes Jahr – die ersten drei Tage, welche den Fachbesuchern vorbehalten sind, man also nicht in der Menschenflut aus Besuchern, Verkleideten und sonstigen Interessierten zu ertrinken droht. Wer jetzt aber glaubt, man würde wie auf Daunenkissen getragen durch die Gänge streifen, die Arme ausbreiten und sich federleicht im Kreise drehen können, der liegt trotzdem falsch. Wo man auch hinblickt, tummeln sich zahllose Verleger, Vertreter und Mitglieder der Presse. Am Mittwoch, dem ersten Tag der Messe herrscht dennoch eine große Ruhe. Umso besser, da wir diesen Tag nutzen konnten, um uns ins erster Linie ein Gesamtbild von den Räumlichkeiten zu machen und so ein wenig Orientierung auf der Messe zu finden. Die hatte sich seit letztem Jahr aber nicht sonderlich gravierend verändert : In den Hallen 3 und 4 fand man alles, was es zum Thema Literatur und Sachbuch zu finden gab, in Halle 6 ist seit Jahren das Antiquariat und Halle 5 und 8 beherbergten die ausländischen Verlage. Das Lesezelt stand an neuem Platz, in der Mitte der Messe und sorgte mit Lesungen von Anselm Grün bis Harry Rowohlt dafür, dass auch keine Geschmacksrichtung unbefriedigt blieb. Freunde des kulinarischen Geschmackes hatten dieses Jahr viel Glück im Unglück, denn obwohl das Essensangebot wie jedes Jahr teuer und nur bedingt genießbar blieb, fand man durch die wachsende Anzahl der Live-Köche bei Kochbuchverlagen immer mehr Gratis-Essen auf der Messe selbst. Nicht wenige Verleger sah man mit zu Boden gewandten Augen ihren eigenen Belletristik-Stand verlassen und sich beim nächsten Kochbuchverlag für eine Schüssel Kürbiscreme-Suppe anstellen.

Im ARD-Forum konnten prominente Gäste wieder ein wenig Öffentlichkeitsarbeit leisten, so auch am Mittwoch Arnold Schwarzenegger, der seine Autobiographie »Total Recall« vorstellte. Man könnte sich natürlich fragen, was ein ehemaliger Bodybuilder und Schauspieler aus dem tiefsten Österreich denn literarisch wertvolles zur Welt der Autobiographien beitragen könnte. Allerdings muss man sich auch eingestehen, dass der gute Mann in der Tat eine amüsante Rede hielt, die er selbst unter dem Motto »Törminedor, Gawenedor, Educador« zusammenfasste. Lassen wir Herrn Schwarzenegger seine Rede weiter halten und steigen zwei Treppen hinauf, so stehen wir vor dem Pavillon des Ehrengast der Frankfurter Buchmesse.

Im Jahr 2012 fiel die Wahl auf Neuseeland, welches einem nicht gerade als Heimat weltbekannter Literatur ins Gedächtnis springt. Dass ein kleines Land trotzdem eine hervorragende Präsentation abliefern kann, bewies erst letztes Jahr Island. Im Vergleich dazu zeigten sich die Neuseeländer überraschend schwach: Der Pavillon lud, obwohl sehr aufwändig gestaltet, nicht zum längeren Bleiben ein, die zwecks Unterhaltung extra eingeflogenen Maori-Stammesangehörigen blieben größtenteils unter sich, und die wenigen Bücher, die ausgestellt wurden, konnten ebenfalls nicht überzeugen. Alles in allem wirkte der Auftritt von Neuseeland zwar ambitioniert, schoss aber an (zu) vielen Stellen über das Ziel hinaus,  was die gesamte Präsentation ein wenig zu eifrig und zugleich etwas dürftig wirken lässt, vor allem im Vergleich zu dem wirkungsvollen Auftritt der Isländer im Jahr 2011.

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