Wenn eine Seite in einem ernsthaften Dialog rational argumentiert und die andere Seite kein einziges Argument entkräftet, sondern mit Polemik den Gegner fertig zu machen versucht, dann hat diese Seite bereits verloren. Auch Kinder- und Jugendbücher haben ihre Literaturpreise. Der wichtigste Preis ist unbestritten der Deutsche Jugendliteraturpreis. Dieser Preis wird aber leider bis heute nach nicht nachvollziehbaren Kriterien vergeben. Ein kurzes Zitat:

Zur Auszeichnung mit einem Preis können Bücher vorgeschlagen werden, die im Jahr 2012 erstmals erschienen sind:
1. deutschsprachige Originalwerke lebender AutorInnen/ HerausgeberInnen und IllustratorInnen
2. deutsche Übersetzungen von fremdsprachigen Werken lebender AutorInnen und HerausgeberInnen

Das führt dazu, dass von deutschen Autorinnen und Autoren nur ein im besagten Jahr erschienener Titel beworben werden kann, während Übersetzungen auch bereits Jahre zurückliegender Titel, die im Ausland bereits eine Chance hatten sich zu etablieren, gleichberechtigt zum Zuge kommen. Was dann eben nicht mehr gleichberechtigt ist.

Sorgen für Aufregung: Die Nominierungskriterien für den DJLP

Entsprechend waren in den vergangenen zehn Jahren 70% der nominierten Kinder- und Jugendbücher keine deutschsprachigen Originalwerke. Bei den Nominierungen für das Jahr 2013 (Die Verleihung wird auf der Frankfurter Buchmesse stattfinden) beträgt die Anzahl der nominierten Kinderbücher von deutschsprachigen AutorInnen 0 %. Das ist kein Ausrutscher! In den Jahren 2005, 2006 und 2007 fanden die JurorInnen ebenfalls kein einziges original deutschsprachiges Buch würdig für einen Preis.

Wie soll ein deutschsprachiges Erstlingswerk gegenüber einem im Ausland erschienenen Buch bestehen, das dort womöglich bereits mit Preisen und Verfilmung beworben und geehrt wurde?

Kann es sein, dass sich hier die JurorInnen in Manager und Makler verwandeln, die ihre Aufgabe darin sehen, den bereits erzielten Erfolg im deutschsprachigen Raum zu verlängern?

Nun haben mehr als 480 AutorInnen und IllustratorInnen einen offenen Brief an Ministerin Schröder unterzeichnet, um auf dieses Missverhältnis hinzuweisen. Und schon schlagen die Wellen hoch: Nationalismus, sogar Rassismus wird ins Feld geführt und Polemik verhindert einen klaren Blick auf eine Situation, die doch leicht zu verbessern wäre.
Was spricht denn dagegen, den Preis in zwei Sparten zu vergeben:
Einen Preis für in deutscher Sprache verfasste Werke, und einen zweiten für Übersetzungen aus dem Ausland.
Zumal ja andere Länder auch ihre eigenen Preise für eigene AutorInnen und Kulturschaffende haben.

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