Als Thienemann-Verleger Klaus Willberg vor einer Woche bekanntgab, Otfried Preußlers Kinderbuchklassiker »Die kleine Hexe« für die kolorierte Neuausgabe, die im Juli diesen Jahres erscheinen soll, sprachlich überarbeiten zu wollen, war der öffentliche Protest groß. Willberg spricht von einem »shitsorm«, der über ihn hereingebrochen ist[1].

Ehrenwert ist mit Sicherheit, dass der Thienemann-Verlag sich verantwortlich für seine Texte fühlt und durch die sprachlichen Anpassungen verhindern möchte, dass es zu Missverständnissen kommt. Schade ist, dass der Verlag seinen Lesern den Umgang mit dem Original offenbar nicht mehr zutraut. Weiterlesen

Räuber Hotzenplotz (Illustration: Franz Josef Tripp)
Räuber Hotzenplotz (Illustration: Franz Josef Tripp)

Mit diesem Satz poltert der Räuber, der seinen Namen mit einer kleinen Stadt in Mährisch-Schlesien teilt*, unvermittelt in die Geschichte und fordert die Herausgabe von Großmutters neuer Kaffeemühle. Um wen es geht?

Um den Räuber Hotzenplotz natürlich! Und die Kaffeemühle, die könnte er heute gut gebrauchen, denn er hat Geburtstag. Vor genau 50 Jahren, am 1. August 1962, erschien der erste Band von Otfried Preußlers Trilogie um den „Mann mit den sieben Messern“, mittlerweile ein Klassiker der Kinderliteratur.

Angriffe der Kritiker, die zu Beginn der 1970er Jahren gegen Hotzenplotz und seinen Schöpfer wetterten, haben beide glücklicherweise unbeschadet überstanden. Im Herbst, pünktlich zum Jubiläum, erscheint beim Thienemann-Verlag eine neue Auflage für die Mathias Weber die schwarz-weiß Illustrationen von Franz Josef Tripp gekonnt koloriert hat. Wir gratulieren dem Räuber zu seinem 50sten und wünschen ihm, dass er noch vielen Generationen Lesevergnügen bereitet.

* Seit 1945 heißt die Stadt „Osoblaha“ und gehört zu Tschechien.