Sie hat nicht lange auf sich warten lassen, die Fortsetzung des Ende letzten Jahres erschienen Mangas »Wet Moon«: Atsushi Kaneko entführt die Leser wieder in die düsteren Welten Japans der 60er Jahre und erzählt die verworrene Geschichte rund um den von Amnesie geplagten Protagonisten Inspektor Sata, die japanische Mondmission und einen Korruptionsskandal innerhalb der Polizei weiter. Dabei ist es ebenso erfrischend wie traurig zu hören, dass die Reihe nicht als endlose Serie mit zig Bänden geplant ist, sondern vielmehr mit dem dritten Buch (Erscheinungstermin: 30.05.) enden wird.
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»Der Stoff, aus dem Träume gemacht sind«
Wenn der Carlsen Verlag mal gerade nicht versucht, graphische Liebhaberprojekte via Crowdfunding zu finanzieren, die dann leider mangels Beteiligung der Fanbase scheitern, wird stets daran gearbeitet, die Lücke zwischen der westlichen Graphic Novel und dem (fern)östlichem Manga zu schließen. Bereits im letzten Jahr gab es mit PIL ein bemerkenswertes Ergebnis dieser Bemühungen zu bewundern, dieses Jahr wurde auf der Frankfurter Buchmesse nachgelegt: »Wet Moon« heißt der ebenso ambitionierte wie kunstfertige Band des in Deutschland bisher eher unbekannten Manga-Künstlers Atsushi Kaneko und bereits auf den ersten Seiten offenbart sich der Facettenreichtum des Werks: Der zu diesem Zeitpunkt noch namenlose Protagonist jagt in bester Noir-Manier einer Frau im roten Trenchcoat durch die engen Gassen eines japanischen Badeorts hinterher, bis er mit einem Mal die Hände vor das Gesicht schlägt und wie vom Donner gerührt stehen bleibt. Vor ihm hängt in gewaltiger Größe der Mond, der eine exakte Entsprechung des Mondes aus Georges Méliès‘ »Voyage dans la lune« ist, inklusive der Rakete, die in seinem linken Auge steckt.
„Two sides to every story“
Er hat – obwohl millionenfach verkauft – eine schwierige Position im deutschen Buchmarkt, seine Thematik wird gleichermaßen extrem abgelehnt wie frenetisch verteidigt. Die Rede ist nicht etwa von Günther Grass, sondern vom Manga, eben jenem Genre, das seit ungefähr zwei Jahrzehnten auch in Deutschland einen kometenhaften Aufstieg erfuhr.
Obgleich der am stärksten wachsende Sektor des deutschen Buchmarktes wird den japanischen Comic-Büchern von Nicht-Otakus (Otaku: japanische Bezeichnung für Hardcore-Fans) immer noch kaum Beachtung geschenkt, von Meilensteinen wie „Barfuß durch Hiroshima“ oder „Akira“ einmal abgesehen. Auf der Gegenseite scheint sich die Hauptzielgruppe des Mangas auch weniger für andere Literatur oder sonstige Popkultur zu interessieren, ein Phänomen, das man jedes Jahr auf den Buchmessen beobachten kann. Immer wieder werden Versuche unternommen, die beiden Welten zu verbinden, nun erscheint im Carlsen-Verlag ein Buch, dass die Karten neu verteilen könnte. Weiterlesen