Als hippe Alternative zum doch eher staatstragenden Deutschen Buchpreis hat sich die Hotlist in den letzten Jahren einen Namen gemacht. Die Idee dahinter ist simpel, aber grundsympathisch: Prämiert werden über alle Genregrenzen hinweg die zehn besten Bücher aus unabhängigen Verlagen. Und so funktioniert’s: Aus allen Einreichungen (in diesem Jahr: 171!) wählt eine Jury vorab dreißig Kandidaten aus und bestimmt im Anschluss wiederum sieben Titel, die es auf die Hotlist schaffen. Drei weitere Bücher werden via Online-Abstimmung ermittelt. Weiterlesen
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Die Hotlist geht in eine neue Runde
Die Frankfurter Buchmesse naht mit großen Schritten und folglich rückt auch die Verleihung des Deutschen Buchpreises, der sich in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Literaturpreise in Deutschland gemausert hat, immer näher. Die interessanteren literarischen Gewächse gedeihen jedoch oft abseits der bekannten Pfade. Damit der Leser sie nicht übersieht, prämiert die Hotlist auch in diesem Jahr wieder die zehn besten Bücher aus unabhängigen Verlagen – ein hilfreicher Wegweiser durch das Dickicht der Gegenwartsliteratur. Weiterlesen
Ein Norweger, ein Pirat und ein Apotheker
Die »Hotlist« prämiert auch in diesem Jahr die zehn besten Bücher von unabhängigen Verlagen. Als wäre das allein aber nicht genug, wurden gestern im Literaturhaus Frankfurt noch zwei Preise vergeben. Für den Literaturverlag Droschl hat sich das Wagnis gelohnt: Tor Ulvens Erzählband »Dunkelheit am Ende des Tunnels« wurde mit dem Hauptpreis der »Hotlist« ausgezeichnet. »Dunkelheit am Ende des Tunnels« ist das erste Buch des 1995 verstorbenen Norwegers, das ins Deutsche übersetzt wurde.
An Tor Ulven fasziniert, dass uns hier ein Autor mit hinein in den finstern Tunnel der Depression nimmt, in dem es unbehaglich zu leben ist. Er macht uns das, was vielen bestenfalls in Ansätzen bekannt ist, fühlbar und vielleicht sogar ein wenig nachvollziehbar. Dass er das mit finsterer Konsequenz und zugleich in einer Art tut, die Formbewusstsein und literarische Kraft, ja zuweilen sogar lichte Momente verrät, das beeindruckt. In dieser Prosa steckt eine Kraft, die authentisch wirkt. Ihr fehlt das ,Gemachte’, Konstruierte.
(Jurymitglied Beat Mazenauer)
Den »Melusine-Huss-Preis« erhält der Peter Hammer Verlag für das Kinderbuch »Der Pirat und der Apotheker« von Robert Louis Stevenson, übersetzt und liebevoll illustriert von Henning Wagenbreth.
Heißer Herbst
Neben dem Deutschen Buchpreis wird auf der Frankfurter Buchmesse auch dieses Jahr wieder das beste Buch eines unabhängigen Verlags ausgezeichnet. Noch stehen zehn Titel auf der »Hotlist«, wobei nur sieben von der Jury vorgeschlagen wurden. Ein Publikumsvoting im Internet ermittelte die übrigen drei Nominierten. Eine weitere Besonderheit: Das Preisgeld in Höhe von fünftausend Euro »geht an den Verlag des ausgezeichneten Titels und würdigt damit die verlegerische Leistung«. Das gilt ebenfalls für den »Melusine-Huss-Preis« in Höhe von viertausend Euro, der von den Buchhändlerinnen und Buchhändlern bestimmt wird.
Seit 2009 setzt die »Hotlist« der Dominanz der großen Verlage beim Deutschen Buchpreis ein wirksames Korrektiv entgegen. Vorrangiges Ziel ist es, den kleinen und unabhängigen Verlagen eine Plattform zu bieten, Aufmerksamkeit zu generieren und dadurch langfristig die Vielfalt der Verlagslandschaft zu erhalten und zu stärken. Denn die Existenz unabhängiger Verlage sei »für die deutschsprachige Bücherlandschaft die Garantie von Würze, Farbigkeit und Vielfältigkeit, für verlegerischen Mut, neue Ideen, die Bewahrung von Schätzen, hartnäckige Qualität oder auch aufrechte Pflege des Leisen und Feinsinnigen und von vielem mehr«.
Die Preisverleihung findet am 12. Oktober bei der Party der Independents im Literaturhaus Frankfurt statt.
Die »Hotlist« 2012:
- Jeffrey Yang: Ein Aquarium. Gedichte. Berenberg Verlag.
- Miklós Vajda: Mutterbild in amerikanischem Rahmen. Roman. Braumüller Verlag.
- Angelika Meier: Heimlich, heimlich mich vergiss. Roman, Diaphanes.
- Tor Ulven: Dunkelheit am Ende des Tunnels. Geschichten, Literaturverlag Droschl.
- Michèle Roten: Wie Frau sein. Protokoll einer Verwirrung. Echtzeit Verlag.
- Lukas Meschik: Luzidin oder Die Stille. Roman. Jung und Jung.
- Peter Gizzi: Totsein ist gut in Amerika. Gedichte. luxbooks.
- Robert Louis Stevenson / Henning Wagenbreth: Der Pirat und der Apotheker. Eine lehrreiche Geschichte. Peter Hammer Verlag.
- Tamta Melaschwili: Abzählen. Roman. Unionsverlag.
- Helon Habila: Öl auf Wasser. Roman. Verlag Das Wunderhorn.