Hierzulande nennt man die orangefarbenen Zitrusfrüchte Apfelsinen. Darin (wie auch im niederländischen »appelsien«) klingt noch die ursprüngliche Herkunft der Früchte an – China. Doch Linus, der Protagonist in Truus Mattis Roman »Apfelsinen für Mister Orange«, nennt den Mann, dessen Namen sich der Sohn eines Obst- und Gemüsehändlers nicht merken kann und dem er alle zwei Wochen eine Kiste mit besagtem Obst ins Atelier bringt, einfach »Mister Orange«. Das ist wenig verwunderlich, spielt die Geschichte doch auch in New York.

Linus, der tagsüber mit seinem Obst- und Gemüsekarren durch die Straßen von Manhattan zieht, hat diese Aufgabe genau wie die neuen, noch etwas zu großen Schuhe, vom älteren Bruder Apke (eigentlich Alfred) geerbt, der im Laufe des Romans als freiwilliger Soldat in den Zweiten Weltkrieg ziehen wird. Doch der Reihe nach. Weiterlesen

Zumindest wenn es nach Mila gehen würde, der neunjährigen Protagonistin in Pernilla Oljelunds Roman »Elfrid & Mila. Das Weihnachtswichtelwunder«. Ein altes Problem ist es, dass die Autorin in ihrem Roman verhandelt. Mila lebt zusammen mit ihrer alleinerziehenden Mutter Katerina und dem Meerschweinchen Otto in einem Reihenhaus. Sie kennt es nicht anderes, für sie ist alles gut so wie es ist – bis er kommt. Klas. Der neue Nachbar. Mila schwant Übles. Sie befürchtet, dass »Klas, das Aas« mit ihnen zusammen unterm Tannenbaum sitzen wird. Deshalb steht ihr Wunsch an den Weihnachtsmann fest: Sie wünscht sich ein richtiges Weihnachten – eins ohne Klas, nur mit ihrer Mama, so wie all die Jahre zuvor. Weiterlesen

Dominosteine? Auf einer Karte? Nein, das kann nicht sein. Was wir auf den ersten Blick dafür gehalten haben, sind in Wirklichkeit Häuser. Häuser auf einer Karte, die das türkische Dorf Çatal Hüyük im Jahr 6200 vor Christus zeigt. Sie ist Teil eines Wandbildes, das 1963 bei einer Ausgrabung entdeckt worden ist, und das bis heute „älteste erhaltene kartografische Dokument der Welt“. In Heekyoung Kims Buch »Wo geht’s lang? Karten erklären die Welt«, dessen zweite Auflage in diesem Jahr beim Gerstenberg Verlag erschienen ist, darf sie natürlich nicht fehlen.

Sie ist aber nur eine von insgesamt achtzehn Karten, die die koreanische Autorin ausgewählt hat: Das breite Spektrum reicht von polynesischen Stabkarten über einen Stadtplan des antiken Roms, mittelalterliche Karten und Sternkarten bis hin zu U-Bahn-Plänen heutiger Großstädte. Und sogar „sprechende Karten“, die allseits bekannten (und vor allem bei Autofahrern beliebten) Navigationsgeräte, kommen darin vor.

Die mesopotamische Karte von Çatal Hüyük zeigt auch, seit wann Karten und Symbole bereits unverzichtbarer Teil unserer Umwelt sind. Unverzichtbar, um sich im Kleinen, etwa in einem Gebäude oder einer fremden Stadt, und im Großen, zum Beispiel in einem Land, auf einem Kontinent, der ganzen Welt oder gar dem Weltall, zurechtzufinden und zu wissen wo’s langgeht.

Neben dem reinen Informationswert von Karten geht es der Autorin aber auch immer darum zu zeigen, was man an ihnen noch erkennen kann, welche zusätzlichen Informationen in ihnen stecken – so liefern die dargestellten Stadtkarten von Wien, Paris und Seoul beispielsweise auch die vermeintlich einfache, aber elementare Erkenntnis:

Wir Menschen können nicht ohne Wasser leben.

Wie sehr man von seinem eigenen, regionalen Standpunkt ausgeht und geprägt ist, verdeutlichen die abgebildeten koreanischen Weltkarten. Europa ist auf ihnen nur ein kleiner Fleck am linken Rand. Diese asiatische, für uns als Europäer ungewöhnliche Perspektive macht das Buch sehr reizvoll und ist » […] ein wichtiger Gedanke im Rahmen der Globalisierung« – findet die Jury des Deutschen Jugendliteraturpreises. Und wir? Wir drücken die Daumen!

Heekyoung Kim: Wo geht’s lang? Karten erklären die Welt. Aus dem Koreanischen von Hans-Jürgen Zasorowski. 2. Auflage. Gerstenberg: Hildesheim 2012.