Der Name »Emil« steht für gute Unterhaltung. Jedes Kind kennt die Geschichte vom Jungen, der nach Berlin fährt und im Zug einem Herrn mit steifem Hut begegnet. Oder denken wir an »Emil Grünbär«, das Kinderbuch von Janosch. Und natürlich Emil Steinberger, den berühmten Schweizer Kabarettisten. Um diesen soll es im Folgenden auch gehen, wurde er doch dieses Jahr achtzig Jahre alt. Das zum Anlass nehmend, erschien in der Perlenreihe des knapp-Verlags sein neues Buch »Lachtzig«, eine liebevolle Hommage von und für den wohl humorvollsten Achtzigjährigen der Schweiz.
Seit den Siebzigerjahren ist Emil Steinberger im deutschsprachigen Raum für seine Sketche und Auftritte bekannt, unter anderem für das Programm »E wie Emil«, dem ein Großteil seiner zeitlosen Meisterwerke entstammt, beispielsweise »Die Feuerwache«, »Der Kinderwagen« oder »Am Fenster«. Auch der Film »Die Schweizermacher«, der mit Steinberger in der Hauptrolle die Bürokratie und das Einbürgerung-System reicher Länder, hier am Beispiel der Schweiz, kritisiert, gilt heute noch als der erfolgreichste Schweizer Film. Hier schafft es Emil Steinberger, wie auch in allen seinen Sketchen ohne erhobenen Zeigefinger, auf unterhaltsame Weise Partei zu nehmen – und das ist große Kunst.
Auf dem Höhepunkt seiner Karriere bricht Emil Steinberger nach Amerika auf, um dort unerkannt und ungestört zu leben und nachzudenken. 1999 kehrt er mit seiner Frau Niccel in die Schweiz zurück und ist jetzt auch als Schriftsteller tätig, seine Werke erscheinen in der »Edition E«. »Lachtzig« ist nicht das erste Buch, stellt aber einen Meilenstein dar. Es zeigt einen anderen Emil als den, den man vielleicht von der Bühne kennt. Dieser Emil ist nachdenklich, er reflektiert über seine inzwischen mehr als 40 Jahre andauernde Karriere und erzählt aus seinem bewegten Leben. Langweilig wird es dabei nie, man erfährt von verschiedenen Kalamitäten und Abenteuern, die einem Komödianten auf seinen Wegen zustoßen können, Emil Steinberger erzählt von seinen Reisen (unter anderem in die DDR und nach Ghana), und nebenbei wird uns auch noch die Gründungsgeschichte des Zirkus Roncalli mitgeliefert, bei der er als Geburtshelfer eine entscheidende Rolle gespielt hat.
Besondere Perlen sind die »Echt emilesk«- Episoden, in denen der Autor Briefe und Anrufe wiedergibt, die ihm von seinen Fans zugestellt wurden. Aber nicht alles ist zum Lachen. Manche der kurzen Episoden sind melancholisch und traurig, so unter anderem das Kapitel »Alles lustig, oder was?«, in dem die gescheiterte erste Ehe zur Sprache kommt, wie auch die Tatsache, dass auch im Leben eines Kabarettisten nicht immer alles heiter ist. Hier zeigt sich der Autor von einer sehr ehrlichen Seite, etwas, was man nicht oft in Büchern mit autobiographischem Hintergrund findet.
Abschließend kann man also sagen: »Lachtzig« ist ein sehr treffendes Episodenwerk von einem Mann, der in seinen achtzig Jahren mehr erreicht hat, als andere in Jahrhunderten: Er hat ein normales Leben gelebt, als Grafiker und Postbeamter, ein außergewöhnliches Leben, als Leiter eines Kleintheaters, eines Kinos und als Kabarettist und ein unvergleichliches Leben, eben als Emil. Und das lebt er immer noch, wir wünschen uns, dass es noch lange so geht und ihm wünschen wir dafür alles Gute.
Emil Steinberger tritt vom 31.10 bis 10.11. 2013 in Frankfurt auf. Näheres auf seiner Homepage. Kleiner Tipp: Emils kabarettistische Lesungen sind immer schnell ausverkauft.