Halleluja! Wir eröffnen unsere Adventsverlosung mit dem Skandalbuch des Jahres: »Imperium« von Christian Kracht. Doch bevor es jetzt sofort zu Missverständnissen kommt: Wir meinen natürlich nicht diesen läppischen Artikel im Fachblatt für Hitler-Studien, der den Autor des Romans zum »Türsteher der rechten Gedanken« erklärt. Der eigentliche Skandal besteht doch darin, dass »Imperium« beim Deutschen Buchpreis, der ja immerhin den »besten Roman des Jahres« prämieren will, schon an der Longlist scheiterte. Für einen anderen Literaturpreis hat es hingegen gereicht, und der hat sogar einen richtigen Namen. Weiterlesen

Bald ist es wieder soweit. Die Tagen werden kalt, kurz und grau. Blätter fallen von den Bäumen und das Singen der Vögel ist seit Wochen schon verstummt. Menschen verwandeln sich in getriebene, rücksichtslose Zombies, denen Freundschaft und Liebe nichts mehr bedeutet. Und über alle Städte und Dörfer legt sich ein schleimiger Film aus Kitsch und Konsum.

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Angesichts der Inflation der Literaturpreise ist es fast schon eine Auszeichnung, keine Auszeichnung zu erhalten. Zur kleinen Riege der Verschmähten zählte bislang auch Christian Kracht, der nicht zuletzt mit seiner Erfolglosigkeit im Trophäenkampf auch offensiv kokettierte. So ganz stimmte das zwar nicht, immerhin verstaubt der Phantastik-Preis der Stadt Wetzlar schon drei Jahre im Regal, doch die wichtigen (soll heißen: hoch dotierten) Literaturpreise sind an Kracht bisher tatsächlich vorübergegangen. Von nun an ist es mit der Unschuld allerdings vorbei, denn Krachts Roman »Imperium«  um den Aussteiger und Kokovoren August Engelhardt wird mit dem renommierten Wilhelm-Raabe-Literaturpreis ausgezeichnet. In der Begründung der Jury heißt es, »Imperium« entwerfe ein »groteskes Sittenbild des frühen 20. Jahrhunderts, in dem Lebensbewegte, Lebensreformer, bärtige Bohemiens und aufbegehrende Aussteiger ihren privaten Wahnsinn zu Welterlösungsideen ausweiteten, übers Meer fuhren, um Land zu gewinnen, und Wahnsinn fanden, den lachenden Tod«. Der Roman balanciere  auf »der Grenze zwischen Komik und Schrecken […] mit großer Sicherheit und bildet so einen bedeutenden Knoten im Gewebe der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur«. Ob das Preisgeld in Höhe von dreißigtausend Euro über den Verlust der literaturpreislichen Jungfräulichkeit hinweg zu trösten vermag?