31cbJx9xSZL._SX300_BO1,204,203,200_In »Terror« wird der Luftwaffenmajor Lars Koch angeklagt, 164 Menschen umgebracht zu haben. Er hat ein von einem Terroristen gekapertes Passagierflugzeug abgeschossen, das dabei war, in die Münchner Allianz Arena zu stürzen. An jenem Tag fand im ausverkauften Stadion, in dem sich 70.000 Zuschauer befanden, das Länderspiel Deutschland gegen England statt. Koch und ein weiterer Eurofighterpilot sollten das Flugzeug abdrängen und zur Landung zu zwingen. Nachdem dies misslang, sollte ein Warnschuss abgegeben werden. Doch nichts davon zeigte Wirkung. Koch schlug vor, das Flugzeug abzuschießen. Der Verteidigungsminister war dagegen, gab es an Kochs Vorgesetzten, Generalleutnant Radtke weiter, der es an Koch weitergab. »Wenn ich jetzt nicht schieße, werden Zehntausende sterben«, schrie Koch und schoss das Flugzeug ab.

Ferdinand von Schirachs Theaterstück mit dem erschlagend endgültigen Titel »Terror« ist nicht einfach nur ein Theaterstück. Es ist ein Theaterstück zum Mitmachen. Man darf, wenn man ins Theater geht, Richter (bzw. Schöffe) spielen und über den Ausgang des Stücks (Freispruch oder Verurteilung) entscheiden. Justiz mit Gimmick! Als Leser ist man jedoch zur Passivität verdammt und muss sich damit begnügen, beide Urteile hintereinander zu lesen.

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Sawinkow_Das fahle PferdAls Vorbote des jüngsten Gerichts kommt der personifizierte Tod in der Offenbarung des Johannes auf einem fahlen Pferd dahergeritten. Hinter dem vierten Reiter der Apokalypse öffnet die Hölle ihre Pforten. Gäbe es einen treffenderen Titel für solch einen monströsen Roman? Einen Roman, in dessen Mittelpunkt nicht nur das Treiben eines umtriebigen Todesboten steht, sondern dessen Verfasser selbst anderen den Tod brachte? Im Wissen um das Leben Boris Sawinkows, der sich in der Zeit nach der Jahrhundertwende der Sozialrevolutionären Bewegung anschloss und unter anderem an der Ermordung des russischen Innenministers Wjatscheslaw von Plehwe sowie an dem durch Iwan Kaljajew verübten Attentats auf den Großfürsten Sergei Romanow, Sohn des schon 1881 von der Untergrundorganisation Narodnaja Wolja (deutsch: »Volkswille«) getöteten Zaren Alexander II., beteiligt war, ist man dazu verführt, die in knappen Tagebucheinträgen geschilderten Vorgänge als literarisch stilisierten Tatsachenbericht zu lesen, der begleitet wird von Überlegungen zum Ziel und zur Notwendigkeit revolutionärer Gewalt. Weiterlesen