In Zeiten einer scheinbar grenzenlosen Liberalität gehört schon einiges dazu, dass ein Roman auf dem Index landet. So geschehen mit »American Psycho« von Bret Easton Ellis, den die Damen und Herren der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien aufgrund detaillierter Schilderung verschiedenster Gewalttaten immerhin für sechs Jahre aus dem Verkehr zogen. Eine absurde Begründung, denn schließlich wird der Roman doch immer dann besonders eklig, wenn der sympathische Patrick Bateman seitenweise von Phil Collins und Whitney Houston schwärmt. Verglichen mit diesen Höhepunkten der Scheußlichkeit können die Morde, Vergewaltigungen und Folterungen, durch die Bateman die saturierte Langeweile seines Yuppie-Daseins aufzupeppen versucht, kaum noch schockieren. Und davon, dass die Damen und Herren Zensoren die literaturgeschichtliche Bedeutung dieses großen Romans, der die ästhetischen Ansätze der Popliteratur gekonnt mit Schreibweisen der Décadence (Huysmans, you know?) verbindet, wahrscheinlich nicht einmal erahnten, wollen wir an dieser Stelle besser gar nicht erst anfangen.