enjoy140 Zeichen hat der User auf »Twitter« zu Verfügung, um zu kommunizieren. Die Folge: extrem verdichtete Satzkonstruktionen, Bedeutungsverschiebungen und grammatikalische Katastrophen. Die getippte Sprache büßt in sozialen Netzwerken ihre Funktion ein und wird sich über kurz oder lang der Übermacht des bewegten Bilds geschlagen geben müssen. Die Verlinkung eines Videos ist die Sprache der Zukunft. Was tun?, fragt sich der Nostalgiker.

Liebhaber des gedruckten Worts wie Solange Bied-Charreton können nur eines tun: Literatur produzieren, die auf Gefahren der Digitalisierung hinweist. Denn nicht nur die Sprache verändert sich, auch der Nutzer, ja der Mensch, unterliegt einer Entwicklung, die ihn zum »digital native« werden lässt. Eine gern und häufig verwendete Bezeichnung in den Lebensläufen dieser Tage. Doch ist »digital native«-sein erstrebenswert? Was bleibt auf der Strecke, wenn das Virtuelle zum Lebensraum wird?

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Der Roman „The Circle“ von Dave Eggers, nun auf Deutsch bei Kiepenheuer & Witsch erschienen, zeichnet eine dystopische Zukunft unseres digitalen Zeitalters. »The Circle« ist Eggers wütender Aufschrei gegen das blinde Vertrauen in den technischen Fortschritt. Eine Warnung vor einem Google-Facebook-Amazon-Monopol, das womöglich einen zu hohen Preis für ein komfortableres Leben fordert. Ein Aufruf, damit wir uns jetzt empören, bevor der digitale Kreis uns endgültig umschließt.

»Privatsphäre ist Diebstahl« ist eines der Dogmen des Super-Konzerns The Circle, geleitet von drei Mächten: Dem verborgenen IT-Crack, dem erfolgsorientierten Manager und dem sympathischen Gesicht der Firma. Einem Dreieck der Macht, das alle Feinde aus dem Weg räumt und unerbittlich ein Ziel verfolgt: Die Vervollständigung des Kreises und damit die Korrosion aller politischen, wirtschaftlichen und privaten Geheimnisse. Dabei ganz von dem Glauben besessen, dass nur unter Beobachtung der Mensch sich von seiner besten Seite zeige. Weiterlesen