Dominosteine? Auf einer Karte? Nein, das kann nicht sein. Was wir auf den ersten Blick dafür gehalten haben, sind in Wirklichkeit Häuser. Häuser auf einer Karte, die das türkische Dorf Çatal Hüyük im Jahr 6200 vor Christus zeigt. Sie ist Teil eines Wandbildes, das 1963 bei einer Ausgrabung entdeckt worden ist, und das bis heute „älteste erhaltene kartografische Dokument der Welt“. In Heekyoung Kims Buch »Wo geht’s lang? Karten erklären die Welt«, dessen zweite Auflage in diesem Jahr beim Gerstenberg Verlag erschienen ist, darf sie natürlich nicht fehlen.

Sie ist aber nur eine von insgesamt achtzehn Karten, die die koreanische Autorin ausgewählt hat: Das breite Spektrum reicht von polynesischen Stabkarten über einen Stadtplan des antiken Roms, mittelalterliche Karten und Sternkarten bis hin zu U-Bahn-Plänen heutiger Großstädte. Und sogar „sprechende Karten“, die allseits bekannten (und vor allem bei Autofahrern beliebten) Navigationsgeräte, kommen darin vor.

Die mesopotamische Karte von Çatal Hüyük zeigt auch, seit wann Karten und Symbole bereits unverzichtbarer Teil unserer Umwelt sind. Unverzichtbar, um sich im Kleinen, etwa in einem Gebäude oder einer fremden Stadt, und im Großen, zum Beispiel in einem Land, auf einem Kontinent, der ganzen Welt oder gar dem Weltall, zurechtzufinden und zu wissen wo’s langgeht.

Neben dem reinen Informationswert von Karten geht es der Autorin aber auch immer darum zu zeigen, was man an ihnen noch erkennen kann, welche zusätzlichen Informationen in ihnen stecken – so liefern die dargestellten Stadtkarten von Wien, Paris und Seoul beispielsweise auch die vermeintlich einfache, aber elementare Erkenntnis:

Wir Menschen können nicht ohne Wasser leben.

Wie sehr man von seinem eigenen, regionalen Standpunkt ausgeht und geprägt ist, verdeutlichen die abgebildeten koreanischen Weltkarten. Europa ist auf ihnen nur ein kleiner Fleck am linken Rand. Diese asiatische, für uns als Europäer ungewöhnliche Perspektive macht das Buch sehr reizvoll und ist » […] ein wichtiger Gedanke im Rahmen der Globalisierung« – findet die Jury des Deutschen Jugendliteraturpreises. Und wir? Wir drücken die Daumen!

Heekyoung Kim: Wo geht’s lang? Karten erklären die Welt. Aus dem Koreanischen von Hans-Jürgen Zasorowski. 2. Auflage. Gerstenberg: Hildesheim 2012.