Die Frankfurter Buchmesse naht mit großen Schritten und folglich rückt auch die Verleihung des Deutschen Buchpreises, der sich in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Literaturpreise in Deutschland gemausert hat, immer näher. Die interessanteren literarischen Gewächse gedeihen jedoch oft abseits der bekannten Pfade. Damit der Leser sie nicht übersieht, prämiert die Hotlist auch in diesem Jahr wieder die zehn besten Bücher aus unabhängigen Verlagen – ein hilfreicher Wegweiser durch das Dickicht der Gegenwartsliteratur. Weiterlesen

Wer hat sich das bloß ausgedacht? Es gibt Dinge auf der Welt, die scheinen leider so selbstverständlich, dass man sich nur noch selten daran stößt. Zum Beispiel fünf Tage im Büro, auf dem Bau oder woauchimmer schuften – für ein läppisch kurzes Wochenende. Und wer hat gesagt, dass nur die runden Geburtstage gefeiert gehören oder dass es für Ausgelassenheit und Exzess überhaupt einen Anlass braucht? Dem tristen Alltag aus Lohnarbeit, Familienstumpfsinn und Hochkulturblödheit, all den offenen und verborgenen Zwängen und Forderungen das Versprechen von Befreiung und Glück entgegensetzen, das war und ist ein Anliegen von Pop. Und vielleicht ist das auch einer der Gründe, weshalb die Spex, das Zentralorgan der deutschen Popintelligenzija, einfach so zwischendurch feiert. Jedenfalls hat man sich selbst und der Leserschaft ganz unrunde 33 1/3 Jahre nach Gründung nun ein Geschenk dargebracht. »Spex – Das Buch« versammelt Texte aus mehr als drei Jahrzehnten, verfasst von einer höchst illustren Riege von Autorinnen und Autoren: Tobias Levin, Jens Balzer, Christoph Gurk, Eric Pfeil, Tobias Rapp – um nur einige zu nennen. Weiterlesen

sagte der Bär zu dem Jungen, als der Junge an Bord ging. »Richtige« Namen haben die beiden Protagonisten in Dave Sheltons Roman »Bär im Boot« nicht, sie sind einfach der Junge und der Bär. Und das macht auch gar nichts, denn das Figurenspektrum im Roman ist recht übersichtlich, die beiden bleiben unter sich. Genauso offen wie die Namensfrage lässt der Autor die Fragen, woher der Junge kommt, warum er zu einem sprechenden (!) Bären ins Boot steigt und wohin genau die Fahrt gehen soll. Lediglich, dass der Junge »auf die andere Seite« möchte, erfährt der Leser. Und wer aufmerksam liest, findet noch einen Hinweis auf die Herkunft des Jungen, aber ob die kleine Küstenstadt in Norfolk auch Ausgangspunkt seiner Reise ist, wissen wir natürlich nicht. Überhaupt spielen diese Dinge eine untergeordnete, eigentlich gar keine Rolle in dem Roman. Der Schwerpunkt liegt auf den beiden Hauptfiguren, auf dem Bär und dem Jungen und auf ihrer (Über)Fahrt über das Meer. Weiterlesen

Wenn eine Seite in einem ernsthaften Dialog rational argumentiert und die andere Seite kein einziges Argument entkräftet, sondern mit Polemik den Gegner fertig zu machen versucht, dann hat diese Seite bereits verloren. Auch Kinder- und Jugendbücher haben ihre Literaturpreise. Der wichtigste Preis ist unbestritten der Deutsche Jugendliteraturpreis. Dieser Preis wird aber leider bis heute nach nicht nachvollziehbaren Kriterien vergeben. Weiterlesen

Spätestens seit A. A. Milnes »Winnie-the-Pooh« weiß jedes Kind, was ein Ginsterbusch ist: Ein stacheliges, hinterhältiges Gewächs, in welches der Bär mit dem geringen Verstand am Ende seines Bienen-Abenteuers fällt.

Bei Siegfried Kracauers Protagonisten handelt es sich allerdings nicht um einen Busch, wie man vielleicht anfangs vermuten würde, sondern um einen Menschen. Ginster – man erfährt leider nie, ob dies ein Vor-, Nach- oder Spitzname ist – lebt während des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs in Deutschland, ist 25 Jahre alt und Architekt. Soweit lässt sich im Grunde der Inhalt des Romans zusammenfassen, der Rest ist Ausschmückung im Detail. Weiterlesen

Als John F. Kennedy fliegen ihm die Herzen der Fans zu, als Lawinenhund wird er zum Retter in größter Not und manchmal möchte er auch einfach nur weinend zum Auto gebracht werden oder über das deutsche Kino lästern. Der Musiker und Sänger Jens Friebe verbindet die ganz großen Gesten des Pop mit deutschsprachigen Texten, die immer eingängig und manchmal albern, aber niemals banal sind. Freundinnen und Freunden guter Popliteratur ist Friebe zudem durch sein Buch »52 Wochenenden« ans Herz gewachsen. Ein Gespräch über Schlager, Protest und das Faszinosum Ronald M. Schernikau. 

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romanmitkokainWem die Bücher des Manesse-Verlages bis jetzt zu klein, die Themen zu brav oder die Autoren zu lange tot gewesen sind, der kommt mit dem 2012 erschienenen »Roman mit Kokain« auf seine Kosten. Im Gegensatz zu richtigem Kokain bekommt man davon keine krumme Nasenscheidewand, wird aber süchtig (nach guter Literatur). Außerdem habt ihr die Möglichkeit, das Buch hier auf völlig legalem Weg umsonst zu bekommen, etwas, womit der Dealer eures Vertrauens nicht aufwarten kann. Alles was ihr tun müsst, ist diesen Beitrag zu kommentieren, hier oder bei Facebook, und mit ein bisschen Glück kommt Agejews Meisterwerk dann postwendend zu euch.

…fragt ein Vater seinen Nachwuchs am Buffet, schließlich steht der frühkindliche und spielerische Erwerb von Fremdsprachenkennt-nissen heutzutage vielerorts hoch im Kurs. Dass der Vater hier selbst »Nachholbedarf« hätte, macht die Situation so komisch. In »So ein Tag. Familienskizzen« versammelt Philip Waechter insgesamt 76 Tage, 76 Szenen aus dem Alltag einer ganz normalen Familie mit Kind – in Frankfurt am Main. Weiterlesen

Das Verhältnis der Vereinigten Staaten von Amerika zum Erdöl ist eines der meist diskutierten Themen unserer Zeit. Angefangen bei den Kriegen, die unter dem Deckmantel der „Demokratisierung“ Öl fördernder Regime geführt wurden, über die Havarien, die zum größten Teil auf die Rechnung von Multikonzernen wie EXXON gehen, bis hin zu der höchst umstrittenen Methode des „fracking“, bei dem mit Hilfe von Chemikalien Erdöl und -gas an die Oberfläche gespült werden soll. Weniger prominent ist die Geschichte der US-Ölförderung im eigenen Land: Anfang des 20. Jahrhunderts fand in weiten Teilen Kaliforniens ein regelrechter Ölboom statt, was einerseits einen kleinen Teil der Bevölkerung, die damaligen Ölbarone, zu Millionären machte, den Rest der Beteiligten aber ins Elend stürzte. Inzwischen sind zwar knapp hundert Jahre vergangen, doch mit der Neuauflage von Upton Sinclairs Roman „ÖL!“ aus dem Jahre 1927 hat man die Möglichkeit, sich erneut in diese stürmischen Zeiten zu versetzen, nicht zuletzt, um hin und wieder einen kritischen Seitenblick auf unsere Welt zu werfen. Weiterlesen

Zugegeben, bis der 14jährige Protagonist in Louis Jensens Roman »33 Cent – um ein Leben zu retten« auszieht – was in seinem Fall bedeutet, dass er sich zusammen mit Freundin Anne in einem gestohlenen Supermarkt-Lkw voller Lebensmittel auf den Weg gen Marokko macht – dauert es eine Weile. Aber der Reihe nach. Mit dem Wissen, dass man nur 33 Cent am Tag braucht, um ein afrikanisches Kind vor dem Verhungern zu retten, fängt für ihn, der gleichzeitig auch Erzähler ist, alles an.

Er beschließt zu handeln. Zunächst bewegt er sich dabei noch auf der legalen Seite, verkauft die Hälfte seiner eigenen Sachen, sammelt Spenden, fängt an, in einem Supermarkt zu arbeiten und geht nur noch jeden zweiten Tag zur Schule, um mehr Geld verdienen zu können. Aber dabei bleibt es nicht, es folgen Ladendiebstähle, schließlich beklaut er auch seinen Vater, einen Richter, indem er Geld von dessen Konto nach Afrika überweist. Weiterlesen

In Zeiten einer scheinbar grenzenlosen Liberalität gehört schon einiges dazu, dass ein Roman auf dem Index landet. So geschehen mit »American Psycho« von Bret Easton Ellis, den die Damen und Herren der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien aufgrund detaillierter Schilderung verschiedenster Gewalttaten immerhin für sechs Jahre aus dem Verkehr zogen. Eine absurde Begründung, denn schließlich wird der Roman doch immer dann besonders eklig, wenn der sympathische Patrick Bateman seitenweise von Phil Collins und Whitney Houston schwärmt. Verglichen mit diesen Höhepunkten der Scheußlichkeit können die Morde, Vergewaltigungen und Folterungen, durch die Bateman die saturierte Langeweile seines Yuppie-Daseins aufzupeppen versucht, kaum noch schockieren. Und davon, dass die Damen und Herren Zensoren die literaturgeschichtliche Bedeutung dieses großen Romans, der die ästhetischen Ansätze der Popliteratur gekonnt mit Schreibweisen der Décadence (Huysmans, you know?) verbindet, wahrscheinlich nicht einmal erahnten, wollen wir an dieser Stelle besser gar nicht erst anfangen.

Ohne die vielen kleinen und unabhängigen Verlage würde die deutsche Literaturlandschaft arg grau aussehen. Deshalb unterstützen wir den indiebookday 2013, initiiert vom marisich Verlag. Gute Sache, das!

Wie funktioniert’s?

Geht am 23.03.2013 in einen Buchladen Eurer Wahl und kauft Euch ein Buch. Irgendeines, das Ihr sowieso gerade haben möchtet.

Hauptsache ist: Es stammt aus einem unabhängigen/kleinen/Indie-Verlag. Weiterlesen