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Der Schauspielregisseur Michael Thalheimer hat seine Aktualität letztes Jahr im Frankfurter Schauspielhaus erneut bewiesen: Hans Falladas Werk »Kleiner Mann – was nun?« ist ein zeitloses Kapitalismus-Drama.

Tatsächlich spielt der Roman im Jahr 1930, Deutschland steckt mitten in der Wirtschaftskrise, der Arbeitsmarkt ist ein Ort der Ausbeutung und Erniedrigung.

Es gibt keinen Zusammenhalt, nur verzweifelte Einzelkämpfer. Doch die Protagonisten inmitten dieses Grauens, Emma Mörschel, genannt Lämmchen, und Johannes Pinneberg, träumen vom gemeinsamen Glück. Ein junges Ehepaar, das mit ihrem Nachwuchs – dem Murkel – naiv den Intrigen der Welt entgegen blickt. Dabei ist der kleine Angestellte Pinneberg einer von vielen: Er findet schlecht bezahlte Arbeit und verliert sie. Zieht um, verkauft mit aufgezwungenen Lächeln Hosen, wird entlassen. Blickt arm in die Schaufenster der Reichen, zermürbt von den Mühlen der Bürokratie. Es ist Emmas Willensstärke und Liebe, die ihm Trost und Zuversicht spenden. Das Paar dieser sachlichen Gesellschaft entrückt…

Der zum Teil autobiographische Roman schildert in grausamer Nüchternheit den mutigen Kampf für eine kleine Portion Glück und zählt zu den Klassikern der Neuen Sachlichkeit. Fallada (eigentlich: Rudolf Ditzen) verstand es durch seinen schnörkellosen, Bericht ähnlichen Stil Distanzlosigkeit zu schaffen und rührend vom privaten Widerstand zu erzählen.

»Kleiner Mann – was nun?« ist ein Panorama der Zeit, ein Roman über Verhältnisse im doppelten Sinn: Dem Individuum gegenüber der Gesellschaft und dem Wert des Einzelnen gegenüber der wirtschaftlichen Produktion.

Hans Fallada: Kleiner Mann – was nun? Rowohlt Taschenbuch Verlag: Hamburg: 2011 (62.Auflage) 

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