Bei Suhrkamp sitzen auch Strategen, man glaubt es kaum, und sie schlagen dem Medienunternehmer Hans Barlach und seinen Freunden ein Schnippchen. Ein Schutzschirmverfahren soll helfen, das traditionsreiche Verlagshaus auf neuen Kurs, auf gesunden Kurs, zu bringen. Der insolvenzgefährdete Verlag um Ulla Unseld-Berkéwicz will dadurch verhindern, dass Gewinne nicht an Anteilseigner ausgeschüttet werden, sondern weiterhin in die Verlagsarbeit fließen können. »Die Geschäftsführung des Verlags ist der Überzeugung, dass innerhalb dieses Verfahrens ein stabiler finanzieller und rechtlicher Rahmen für die Fortführung des Verlags gefunden werden kann«, sagt der Verlag und wir drücken die Daumen.

Gestern, also am Montag, da war es soweit: Die Namen der nächsten 14 Autoren, die in den Ring geschickt werden, um vor einer unüberwindbaren Jury zu bestehen, wurden veröffentlicht. Ohne Brimborium. Auf einer Internetseite. Die Portraitfotos können es nicht verraten, doch ist zu erwarten, wie jedes Mal, in jedem Jahr: Kunst, große Kunst, größere Kunst, Schrott. Wir setzen unser ganzes Hab und Gut auf Roman Ehrlich und Heinz Melle und stellen schon mal das Bier kalt. Denn der Juli ist bald da.

 

 

 

Die Frankfurter Buchmesse naht mit großen Schritten und folglich rückt auch die Verleihung des Deutschen Buchpreises, der sich in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Literaturpreise in Deutschland gemausert hat, immer näher. Die interessanteren literarischen Gewächse gedeihen jedoch oft abseits der bekannten Pfade. Damit der Leser sie nicht übersieht, prämiert die Hotlist auch in diesem Jahr wieder die zehn besten Bücher aus unabhängigen Verlagen – ein hilfreicher Wegweiser durch das Dickicht der Gegenwartsliteratur. Weiterlesen

Wenn eine Seite in einem ernsthaften Dialog rational argumentiert und die andere Seite kein einziges Argument entkräftet, sondern mit Polemik den Gegner fertig zu machen versucht, dann hat diese Seite bereits verloren. Auch Kinder- und Jugendbücher haben ihre Literaturpreise. Der wichtigste Preis ist unbestritten der Deutsche Jugendliteraturpreis. Dieser Preis wird aber leider bis heute nach nicht nachvollziehbaren Kriterien vergeben. Weiterlesen

Ohne die vielen kleinen und unabhängigen Verlage würde die deutsche Literaturlandschaft arg grau aussehen. Deshalb unterstützen wir den indiebookday 2013, initiiert vom marisich Verlag. Gute Sache, das!

Wie funktioniert’s?

Geht am 23.03.2013 in einen Buchladen Eurer Wahl und kauft Euch ein Buch. Irgendeines, das Ihr sowieso gerade haben möchtet.

Hauptsache ist: Es stammt aus einem unabhängigen/kleinen/Indie-Verlag. Weiterlesen

Aufgepasst! Zum Welttag des Buches am 23. April  beglücken zahlreiche Bloggerinnen und Blogger die Welt mit Büchern, Büchern und noch mehr Büchern. Motto der Aktion: Blogger schenken Lesefreude. Finden wir gut. Machen wir mit. Und zwar mit M. Agejews »Roman mit Kokain«.

Beschreibung

Blog den Welttag des Buches
Blogger schenken Lesefreude
Wir Buch-Blogger sind Botschafter in Sachen Lesefreude und deswegen ist der Welttag des Buches unser Tag! An diesem besonderen Feiertag wollen wir die Welt mit unserer Begeisterung für Bücher anstecken. Wir werden bloggen wie die Wilden und wir werden Bücher verschenken!

Wer kann mitmachen?
Alle buchbegeisterten Blogger – egal ob Buch-Blog, Autoren-Blog, Alltags-Blog, Tech-Blog und egal, auf welcher Plattform gebloggt wird. Auch reine Facebook-Fanpages sind willkommen!

Wie lautet der Plan?
Am 23.4.2013, dem Welttag des Buches, veröffentlichen alle teilnehmenden Blogger einen Beitrag, in dem sie ein Buch verlosen. Natürlich sind wir neugierig, warum ihr euch gerade für dieses Buch entschieden habt! Ist es ein Buch von einem Lieblingsautor, ein unentdecktes Buchjuwel, ein Buch aus Kindertagen oder ein Überraschungstitel?
Leser, die diese Bücher gewinnen möchten, kommentieren eure Beiträge. Verlost werden die Bücher am 30. April.

Überraschung, Überraschung: Zu den Nominierten des diesjährigen »Preis der Leipziger Buchmesse« zählt die 29-jährige Freiburger Schriftstellerin Lisa Kränzler, die für ihren zweiten Roman »Nachhinein« nominiert wurde. Kränzlers Lesung beim letztjährigen Bachmann-Preis war eine einzige Freude, weswegen wir ihr und dem Verbrecher Verlag unsere acht Daumen kräftig drücken. Weiterlesen

Die Spiegel-Online-Autorin Hannah Pilarczyk bescheinigt Literaturkritiker Denis Scheck eine rassistische Gesinnung. Scheck hat sich in seiner ARD-Sendung »Druckfrisch« schwarz angemalt und Stellung zur Rassismus-Debatte in Kinderbüchern bezogen.

Pilarczyk schreibt: »Genau wie das Wort Neger steht die Praxis, sich das Gesicht schwarz anzumalen, in einer rassistischen Tradition: In den Minstrel-Shows, die nach dem Bürgerkrieg in den USA sehr populär waren, malten sich weiße Amerikaner ihre Gesichter an, um sich über Schwarze lustig zu machen, um sie als dumm und als faul darzustellen. […] Was man Scheck allerdings zugestehen muss, ist eine Konsequenz, die andere Kommentatoren in der Kinderbuch-Debatte bisher nicht gezeigt haben. Sein schwarzes Gesicht ist sozusagen die visuelle Repräsentation dessen, was in der Kinderbuch-Debatte Land auf, Land ab gefordert worden ist: das Festhalten an Begriffen, deren rassistischer Ursprung unbestritten ist. Scheck hat diese Forderung nur theatralisch ausagiert.«

Der Auftritt von Scheck ist unglücklich, mindestens naiv und nutzt ein fragwürdiges Stilmittel. Dabei hätte Scheck doch ahnen können, was ihn erwarten würde.

Ist über dieses leidige Thema nicht schon alles gesagt? Haben nicht beide Seiten ihre Argumente oder das, was sie dafür halten, ausgetauscht? Es wurde in der Tat viel gesagt und geschrieben, allein eine neue Erkenntnis hat sich bisher nicht eingestellt. Schluss, aus, Ende – nichts lieber als das! Doch bevor Geist und Sinne sich anderen Dingen zuwenden, bitte noch einen kurzen Moment die Aufmerksamkeit bewahren. Denn plötzlich kommt da einer, der bringt es so schön und treffend auf den Punkt. Von Feridun Zaimoglu stammt der bisher wohl beste Beitrag zur Debatte um die Ankündigung des Thienemann Verlags, diskriminierende Bezeichnungen wie »Neger« und »Zigeuner« in der Neuausgabe des Kinderbuchklassikers »Die kleine Hexe« zu ersetzen. Schade, dass er kaum Beachtung fand. Weiterlesen

Als Thienemann-Verleger Klaus Willberg vor einer Woche bekanntgab, Otfried Preußlers Kinderbuchklassiker »Die kleine Hexe« für die kolorierte Neuausgabe, die im Juli diesen Jahres erscheinen soll, sprachlich überarbeiten zu wollen, war der öffentliche Protest groß. Willberg spricht von einem »shitsorm«, der über ihn hereingebrochen ist[1].

Ehrenwert ist mit Sicherheit, dass der Thienemann-Verlag sich verantwortlich für seine Texte fühlt und durch die sprachlichen Anpassungen verhindern möchte, dass es zu Missverständnissen kommt. Schade ist, dass der Verlag seinen Lesern den Umgang mit dem Original offenbar nicht mehr zutraut. Weiterlesen

Der Streit um Suhrkamp und die dazugehörige mediale Berichterstattung haben bei aller Tragik um das mögliche Ende eines traditionsreichen Verlagshauses unbestreitbar einen gewissen Unterhaltungswert. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendein Feuilletonschreiberling sich mal mitleidig, mal hämisch zum Thema auslässt. Doch die wirklichen Höhepunkte werden von Autorenseite gesetzt. Schon jetzt muss man Hans Barlach dankbar sein, dass er Peter Handke zu einer Anklageschrift von solchem Furor, aber auch von solch sprachlicher Schönheit animierte. Und im Interview mit der SZ ließ sich jetzt Rainald Goetz zu einem Porträt des Investors hinreißen, das zwar wenig schmeichelhaft, dafür aber umso aufschlussreicher ist:

Es gibt nur schlimme Geschichten über ihn, und wenn man ihn sieht, glaubt man sie alle. Die blaue Blumenhändler-Rolex, das schütter gewellte, mittelbraun getönte Haar, die dicke, glasig gespannte Sonnenstudiohaut im Gesicht. Ich habe ihn in einer Prozesspause angesprochen, was er seine Anwälte da für einen wahrheitswidrigen Unsinn erzählen lässt. Da reagiert er wie ein stumpfer Automat, redet sofort von seinen Rechten, die er ja nur in Anspruch nimmt. Er ist auch noch ein Wimp, nicht nur ein Rechtsquerulant, ein Feigling, ein unsicherer Mensch.

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Gewinner mit Fliege: Juan S. Guse

Nach der Kür kommt die Lesereise: Die vier Gewinner des diesjährigen »open mike«-Literaturpreises der Berliner Literaturwerkstatt kamen bereits einen Tag nach der Preisverleihung nach Frankfurt um ihre prämierten Texte vorzustellen. Entsprechend angespannt war die Stimmung im Orange Peel, gelegen zwischen dem Frankfurter Hauptbahnhof und dem verlassenen Occupy-Camp am Willy-Brandt-Platz: Funktionieren die Texte auch außerhalb des Wettlesens? Und – um Himmels willen – was rückt da nach, an jungen, talentierten, spannenden, interessanten Literaten? Rückt da überhaupt was nach? Weiterlesen